Heiliger Geist,
Du treibst die Kirche an, Zeugnis zu geben und mit stets neuer Begeisterung die Freude zu verkünden, die aus der Begegnung mit Jesus erwächst. Heute bitten wir dich für die Ordensleute und die Seminaristen.
Die Antwort auf ihre Berufung fordert eine lebenslange Formatio zur christlichen Reife, die alle Dimensionen des Mensch-Seins umfasst. Möge der menschliche Aspekt in ihrer Ausbildung ihnen helfen, sich selbst zu erkennen und zu akzeptieren und mit kluger Unterscheidung auf die Reize der Welt zu reagieren und eine ausreichende affektive Reife zu erlangen, um eine authentische Gabe für andere zu sein.
Ihre pastorale Ausbildung öffne sie für eine Haltung des Dienstes und der Zusammenarbeit mit anderen und möge ihnen helfen, dem Beispiel Jesu folgend, eine Liebe und besondere Nähe zu den Armen und Marginalisierten zu kultivieren.
Ihre spirituelle Ausbildung, durch Gebet und Begleitung, führe sie zu einer inneren Erkenntnis Gottes, zu einer tiefen Liebe zu ihn und einer Nachfolge in seiner Nähe, indem sich eine tiefe und persönliche Freundschaft mit Jesus entwickelt.
Das Leben in ihrer Gemeinschaft, das eine Schule der Heiligkeit ist, helfe ihnen zu wachsen in der Beziehung mit anderen, indem sie aufmerksam auf die Probleme, Verletzungen und Nöte der Menschen von heute hören.
Amen.
Auszug aus der Predigt:
Im November 2022 sagte Papst Franziskus in einer Ansprache an die Gemeinschaft des Päpstlichen Kollegs Nepomucenum Folgendes:
“Priester und Ordensleute sind „Mit-Jünger" der anderen christlichen Gläubigen und teilen daher die gleichen menschlichen und geistlichen Bedürfnisse und unterliegen den gleichen Schwächen, Beschränkungen und Irrtümern. (…)
Es ist notwendig, aufmerksam zu sein, denn die Aufgabe der Ausbilder besteht nicht darin, "Superhelden" auszubilden, die den Anspruch erheben, alles zu wissen und zu beherrschen und sich selbst zu genügen, sondern im Gegenteil, es geht darum, Menschen auszubilden, die in Demut dem Weg folgen, den der Sohn Gottes gewählt hat, nämlich dem Weg der Menschwerdung.(…)
Die menschliche Dimension der Ausbildung ist also nicht nur eine Schule der Tugenden, des Wachstums der eigenen Persönlichkeit oder der persönlichen Entwicklung. Sie beinhaltet vor allem eine ganzheitliche Reifung der Person, die durch die Gnade Gottes gestärkt wird, die, auch wenn sie die biologischen, psychologischen und sozialen Voraussetzungen jeder Person voraussetzt, in der Lage ist, sie zu verwandeln und zu erheben, vor allem wenn die Person und die Gemeinschaften sich bemühen, auf transparente und wahrhaftige Weise mit ihr zusammenzuarbeiten. Letztlich sind die authentischen Motivationen für die Berufung, nämlich die Nachfolge des Herrn und die Errichtung des Reiches Gottes, die Grundlage für einen Prozess, der sowohl menschlich als auch geistlich ist.(…)
Wir müssen uns auch der prägenden Wirkung bewusst sein, die das Leben und der Dienst der Ausbilder auf die Seminaristen hat. Ausbilder erziehen durch ihr Leben, mehr als durch ihre Worte.
Eine gesunde menschliche Reife, die mit der Festigung der eigenen Berufung und Sendung übereinstimmt, zu der auch die normale Überwindung von Schwierigkeiten und Krisenzeiten gehört, erlaubt es den Ausbildern, ständig die Grundlage zu erneuern, auf der ihre Ausrichtung auf Christus, den Diener und Guten Hirten, beruht, und verleiht ihnen darüber hinaus das wirksamste Werkzeug für die Ausübung ihres Dienstes im Seminar oder Ausbildungshaus. (…)
Die Seiten des Evangeliums, vor allem jene, die uns eine Skizze des Lebens Jesu mit seinen Jüngern bieten, ermöglichen es uns zu sehen, wie Jesus es verstand, anwesend oder abwesend zu sein; er wusste, wann es der Moment war, um zu korrigieren oder zu loben, wann es der Moment war, um zu begleiten, oder die Gelegenheit, um zu senden und die Apostel der missionarischen Herausforderung zu überlassen. Inmitten dieser, wie wir es nennen könnten, "formenden Eingriffe" Christi wurden Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes und die anderen Berufenen zu wahren Jüngern und glichen ihr Herz allmählich dem des Herrn an.”