Begleittext
In einem Schreiben an P. Cristobal Fones, den internationalen Direktor des Weltweiten Gebetsnetzwerk des Papstes, hat Papst Leo XIV die Gebetsanliegen für das Jahr 2025, die Papst Franziskus im letzten Jahr seinem Gebetsnetzwerk anvertraut hat, bestätigt und um das gemeinsame Gebet für diese Herausforderungen für die Menschen und die Kirche gebeten.
Auszug aus einer Ansprache des Papstes
In seiner ersten Ansprache an die Diplomaten, die beim Heiligen Stuhl akkreditiert sind, sprach Papst Leo über den Frieden:
“Allzu oft denken wir bei Frieden an ein „negatives“ Wort, d.h. an die bloße Abwesenheit von Krieg und Konflikten, da Konflikte Teil der menschlichen Natur sind und uns immer begleiten und uns allzu oft dazu bringen, in einem ständigen „Konfliktzustand“ zu leben: zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft. Der Friede erscheint dann wie eine bloßer Waffenstillstand, eine Ruhepause zwischen einem Streit und dem nächsten, denn so sehr wir uns auch bemühen, die Spannungen sind immer präsent, ein bisschen wie Glut unter der Asche, die jeden Moment wieder aufflammen kann.
Aus christlicher Sicht ̶wie auch aus der Sicht anderer religiöser Erfahrungen ̶ ist der Friede in erster Linie ein Geschenk: das erste Geschenk Christi: „Meinen Frieden gebe euch“ (Joh 14,27). Er ist jedoch ein aktives Geschenk, das miteinbezieht, das jeden von uns, unabhängig von seinem kulturellen Hintergrund und seiner religiösen Zugehörigkeit, betrifft und in die Pflicht nimmt, und das zuallererst eine Arbeit an uns selbst erfordert. Der Friede entsteht im Herzen und aus dem Herzen heraus, indem man Stolz und Forderungen zurückstellt und die Worte abwägt, denn man kann auch mit Worten verletzen und töten, nicht nur mit Waffen.”
Einige Fragen zu den Haltungen im AlltagPapst Leo spricht über den Frieden, der im Herzen entsteht und der uns zu konkreten Handlungen motiviert. Jesus ist uns nahe gekommen und hat uns Gottes Nähe gezeigt. Papst Franziskus schrieb in seiner letzte Enzyklika
Delexit Nos: “Jesus ist immer auf der Suche, nah, jederzeit offen für die Begegnung. Wir betrachten ihn, wenn er anhält, um sich mit der samaritanischen Frau am Brunnen zu unterhalten, wo sie hinging, um Wasser zu holen. Wir sehen ihn, wie er tief in der Nacht Nikodemus begegnet, der Angst hatte, zusammen mit Jesus gesehen zu werden . Wir bewundern ihn, als er sich nicht schämt, sich von einer Prostituierten die Füße waschen zu lassen; als er Auge in Auge zu der Ehebrecherin sagt: »Ich verurteile dich nicht« ; oder als er der Gleichgültigkeit seiner Jünger entgegentritt und dem Blinden auf der Straße liebevoll sagt: »Was willst du, dass ich dir tue?«. Christus zeigt, dass Gott Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit ist.”
Der Frieden beginnt im Herzen, im Herzen, das nach dem Herzen Jesu gebildet ist und mit ihm in Beziehung steht. Schaffe ich in meinem Alltag Begegnungen mit Jesus? Öffne ich ihm mein Herz? Versuche ich, ihn mehr zu kennen und zu lieben, indem ich mich mehr und mehr mit dem Evangelium vertraut mache?
Stehe ich den Menschen, die ich in meinem Alltag oder auch durch die Medien wahrnehme, gleichgültig gegenüber oder lasse ich mich berühren, wie Jesus sich berühren lässt von der vielfältigen Not?
Im Juni beten wir mit Papst Leo, dass die Welt im Mitgefühl wachse, dass jede und jeder von uns in der persönlichen Beziehung mit Jesus Trost findet und von Seinem Herzen das Mitgefühl für die Welt lernt.Welche Menschen trage ich im Herzen? Welche Not rührt mich an? Wo bleibe ich kühl und indifferent? Ich lasse die Gesichter und Namen der Personen vor meinem inneren Augen aufsteigen und vertraue sie dem barmherzigen und mitfühlenden Herzen Jesu an.
Gebet des MonatsHerr,
heute komme ich zu Deinem zärtlichen Herzen. Du hast Worte, die mein Herz zum Brennen bringen. Du lebst Mitgefühl für die Kleinen und die Armen, für die Leidenden und für alle Menschen in Not.
Dich möchte ich besser kennenlernen, Dich im Evangelium betrachten, mit Dir möchte ich unterwegs sein und von Dir lernen, von Deiner Liebe, in der Du Dich von aller Armut berühren lässt.
Du hast uns die Liebe des Vaters gezeigt, indem Du uns mit Deinem göttlichen und menschlichen Herzen ohne Maß geliebt hast. Schenke uns allen, Deinen Kindern, die Gnade einer Begegnung mit Dir, die unsere Pläne verändert, formt und umwirft, damit wir allein Dich suchen, in jeder Situation, im Gebet, bei der Arbeit, in den Begegnungen und in der Routine des Alltags.
Sei für uns die Quelle, aus der aller Trost fließt.
Amen.