Reflexion

Auszug aus einer Ansprache des Papstes
In seiner Predigt zur Pfingstvigil mit den kirchlichen Bewegungen, Vereinigungen und neuen Gemeinschaften am 7. Juni sagte Papst Leo:
“Am Abend meiner Wahl, als ich bewegt auf das hier versammelte Volk Gottes blickte, habe ich an das Wort „Synodalität“ erinnert, das gut zum Ausdruck bringt, auf welche Weise der Heilige Geist die Kirche formt. In diesem Wort erklingt das „syn“ – das „mit“ –, das das Geheimnis des Lebens Gottes darstellt. Gott ist nicht Einsamkeit. Gott ist in sich selbst „mit“ – Vater, Sohn und Heiliger Geist – und er ist der Gott mit uns. Gleichzeitig erinnert uns Synodalität an den Weg – odós –, denn wo der Geist ist, da ist Bewegung, da ist Weg. Wir sind ein Volk auf dem Weg. Dieses Bewusstsein entfernt uns nicht von der Menschheit, sondern taucht uns in sie ein, wie Hefe in den Teig, die ihn ganz durchsäuert. Das Gnadenjahr des Herrn, das im Heiligen Jahr zum Ausdruck kommt, trägt dieses Ferment in sich. In einer zerrissenen und friedlosen Welt lehrt uns der Heilige Geist, gemeinsam zu gehen. Die Erde wird ruhen, die Gerechtigkeit wird sich durchsetzen, die Armen werden jubeln, der Friede wird zurückkehren, wenn wir uns nicht mehr wie Raubtiere, sondern wie Pilger bewegen. Nicht mehr jeder für sich, sondern indem wir unsere Schritte den Schritten der anderen anpassen: nicht indem wir die Welt gierig verschlingen, sondern indem wir sie pflegen und bewahren, wie es uns die Enzyklika Laudato si’ lehrt.
Meine Lieben, Gott hat die Welt erschaffen, damit wir zusammen sind. „Synodalität“ ist die kirchliche Bezeichnung für dieses Bewusstsein. Es ist der Weg, der von jedem verlangt, das zu erkennen, was man schuldet und womit man bereichern kann, und sich als Teil eines Ganzen zu fühlen, außerhalb dessen alles verwelkt, selbst die einzigartigsten Charismen. Schaut, die gesamte Schöpfung existiert nur in der Form des Miteinander, das auch gefahrvoll sein kann, aber trotzdem immer ein Miteinander ist. Und was wir „Geschichte“ nennen, nimmt nur durch das Zusammenkommen Gestalt an, durch das Zusammenleben, das oft voller Konflikte, aber doch immer Zusammenleben ist. Das Gegenteil ist tödlich, aber leider steht es uns jeden Tag vor Augen. Mögen eure Vereinigungen und Gemeinschaften also Übungsplätze der Geschwisterlichkeit und der Teilhabe sein, nicht nur, weil sie Orte der Begegnung, sondern weil sie Orte der Spiritualität sind. Der Geist Jesu verändert die Welt, weil er die Herzen verändert. Er weckt jene kontemplative Dimension des Lebens, die Selbstbehauptung, Murren, Streitsucht und den Herrschaftsanspruch über Gewissen und Ressourcen entkräftet. Der Herr ist der Geist, und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wahre Spiritualität verpflichtet daher zur ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und verwirklicht unter uns das Wort Jesu. Wo dies geschieht, ist Freude. Freude und Hoffnung.
Die Evangelisierung, liebe Brüder und Schwestern, ist keine menschliche Bezwingung der Welt, sondern die unendliche Gnade, die sich vom Leben derer her ausbreitet, die sich vom Reich Gottes verwandeln ließen. Sie ist der Weg der Seligpreisungen, ein Weg, den wir gemeinsam gehen, in der Spannung zwischen dem „Schon“ und dem „Noch nicht“, hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit, arm im Geiste, barmherzig, sanftmütig, rein im Herzen, als Friedensstifter. Um Jesus auf diesem von ihm gewählten Weg zu folgen, braucht es keine mächtigen Unterstützer, keine weltlichen Kompromisse, keine emotionalen Strategien. Die Evangelisierung ist das Werk Gottes, und wenn sie manchmal durch uns Menschen geschieht, dann wegen der Verbindungen, die sie ermöglicht. Seid daher tief verbunden mit jeder einzelnen Teilkirche und jeder Pfarrgemeinde, wo ihr eure Charismen nährt und einsetzt. Um eure Bischöfe versammelt und im Zusammenwirken mit allen anderen Gliedern des Leibes Christi werden wir dann in harmonischem Einklang handeln. Die Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, werden weniger beängstigend sein, die Zukunft wird weniger düster sein, die Unterscheidung wird weniger schwierig sein: wenn wir gemeinsam dem Heiligen Geist gehorchen!”


Einige Fragen zu den Haltungen im Alltag
Um glaubwürdig als Kirche unterwegs sein zu können, braucht es die Gabe der Unterscheidung. Ein erster wichtiger Schritt dazu, ist es wahrzunehmen, was sich in mir selbst bewegt, was mich in Bewegung setzt und meine Emotionen zu unterscheiden. Welche inneren Bewegungen und Beweggründe nehme ich bei mir wahr?
Was führt mich zu einem mehr an Leben, öffnet mich für die Weite Gottes? Bin ich bereit, dies anzunehmen?
Ist mir auch bewusst, was mich eng macht, vom Leben wegführt? Fällt es mir schwer, diesen Stimmen keinen Raum zu geben und sie abzulehnen?

Wiederholung des Anliegens und Raum für persönliche Verbindung/Gesichter/Menschen
Im Juli beten wir, dass wir lernen immer mehr zu unterscheiden, die Lebenswege zu wählen wissen und all das abzulehnen, was uns von Christus und dem Evangelium wegführt.
Gibt es Menschen in meinem Leben, die mir geholfen haben, die Unterscheidung zu lernen und meine Beziehung zu Jesus Christus zu vertiefen? Menschen, die mir das Evangelium als Buch des Lebens und der Freiheit verkündet haben. Ich lasse diese Menschen vor meinem inneren Auge aufsteigen und danke für sie.
Ich denke auch an jene, die unfrei leben, die keinen Zugang zu ihren Emotionen und inneren Bewegungen haben und die auf Wegen gehen, die sie wegführen vom Leben.

Gebet des Monats
“Um leben zu lernen, muss man lieben lernen, und dafür ist es notwendig zu unterscheiden…”
Heiliger Geist,
Du Licht, das uns hilft zu verstehen, Du gelassener Impuls in unseren Entscheidungen, schenke mir die Gnade, aufmerksam auf Deine Stimme zu hören, die „Passwörter“ meines Herzens, das, wofür ich am empfindlichsten bin, zu unterscheiden, zu erkennen, was mir wirklich wichtig ist und mich von dem zu befreien, was mein Herz in Unruhe versetzt.
Ich bitte um die Gnade, dass ich lerne, innezuhalten und mir meiner Handlungsweise bewusst zu werden, der Gefühle, die in mir wohnen, und der wiederkehrenden Gedanken, die mich bedingen und die ich oft nicht bemerke.
Mich selbst und meine tiefsten Sehnsüchte möchte ich kennen lernen, damit meine Entscheidungen mich zu der Freude führen, die nur von Dir kommt. Auch wenn ich durch Ungewissheit und Mühsal gehen muss, auch wenn ich kämpfen, nachdenken und suchen muss… Am Ende ist Deine Freude an mir die Frucht der richtigen Entscheidung. Gib mir, dass ich mich selbst besser kenne, um Dich mehr zu kennen, Dich mehr zu lieben und Dir mehr zu dienen.
Amen.